rallentando vom 12. Januar 2022

Predigt zum 09. Januar 2022
Predigtreihe: Der Römerbrief, Teil I
Pfarrer: Alexander Heit

Gern möchte ich Ihnen an dieser Stelle eine Szene aus dem Hiob-Buch in Erinnnerung rufen, die dort ganz am Anfang steht. Es ist eine himmlische Szene. Und wenn es nicht so tragisch wäre, was da beschlossen wird, könnte es auch der Anfang eines guten Witzes sein: Jedenfalls ist es so, dass Gott und der Teufel sich treffen und einen kleinen Schwatz miteinander halten.
Gott fragt den Teufel, was er gerade gemacht hat, und der antwortet: Ich war gerade auf der Erde und habe mich ein wenig umgeschaut, um zu sehen, was da so los ist.
Voller Stolz fragt Gott ihn, ob er denn auch Hiob getroffen habe, den rechtschaffensten Mann auf Erden, voller Güte und voller Gerechtigkeit. Ja, der Teufel hat diesen Mann tatsächlich gesehen, fragt aber zurück, ob Hiobs Tugendhaftigkeit denn ein Wunder sei. Schliesslich habe Gott ihn ja auch reich beschenkt: mit wohl geratenen Kindern, mit Reichtum aller Art, auch und mit Glück in der Familie. Vielleicht muss man sich Hiob ein wenig vorstellen wie einen glücklichen und wohlhabenden Menschen hier an der Goldküste oder sonst irgendwo in der Schweiz.
Jedenfalls schliessen der Teufel und Gott am Ende ihre Unterhaltung eine Wette ab: Der Teufel dürfe Hiob alles nehmen: Seine Gesundheit, sein Glück, seinen Reichtum. Dann wolle man sehen, ob er so rechtschaffen bleibe, wie er ist.
Und nun lese ich Ihnen einmal vor, was dem Hiob danach widerfährt:

13 Eines Tages aber, als seine Söhne und Töchter im Haus ihres erstgeborenen Bruders assen und Wein tranken, 14 kam ein Bote zu Hiob und sprach: Die Rinder waren beim Pflügen, und die Eselinnen weideten daneben. 15 Da sind die Sabäer eingefallen und haben sie weggenommen und die Knechte mit der Schärfe des Schwerts erschlagen, und ich allein bin entkommen, es dir zu melden.16 Während dieser noch redete, kam ein anderer und sprach: Feuer Gottes ist vom Himmel gefallen und hat die Schafe und die Knechte verbrannt und verzehrt, und ich allein bin entkommen, es dir zu melden. 17 Während dieser noch redete, kam ein anderer und sprach: Die Kasdäer haben drei Heerhaufen aufgestellt und sind über die Kamele hergefallen und haben sie weggenommen und die Knechte mit der Schärfe des Schwerts erschlagen, und ich allein bin entkommen, es dir zu melden. 18 Während dieser noch redete, kam ein anderer und sprach: Deine Söhne und Töchter assen und tranken Wein im Haus ihres erstgeborenen Bruders, 19 und sieh, da kam ein Sturmwind von der Wüste her und hat das Haus an den vier Ecken gepackt, und es ist über den jungen Leuten eingestürzt, und sie sind umgekommen, und ich allein bin entkommen, es dir zu melden.
(Hiob 1, 13-19)

Hiob verliert alles was er hatte: Seine Kinder, seine Habe und am Ende auch seine Gesundheit. Jedenfalls berichtet der Text weiter davon, dass er von Geschwüren geplagt wird.
Und dies alles geschieht ihm, weil Gott mit dem Teufel eine Wette abgeschlossen hat.

 

Predigt: Röm 1, 19-23

19 Sie (die Menschen) hätten ja vor Augen, was von Gott erkannt werden kann; Gott selbst hat es ihnen vor Augen geführt. 20 Denn was von ihm unsichtbar ist, seine unvergängliche Kraft und Gottheit, wird seit der Erschaffung der Welt mit der Vernunft an seinen Werken wahrgenommen; es bleibt ihnen also keine Entschuldigung. 21 Denn obwohl sie Gott erkannten, haben sie ihm nicht die Ehre gegeben, die Gott gebührt, noch ihm Dank gesagt, sondern sie verfielen mit ihren Gedanken dem Nichtigen, und ihr unverständiges Herz verfinsterte sich.
22 Sie behaupteten, weise zu sein, und wurden zu Toren, 23 und sie tauschten die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes gegen das Abbild eines vergänglichen Menschen, gegen das Abbild von Vögeln, Vierfüsslern und Kriechtieren.

Liebe Gemeinde

I

Es gab einmal eine Zeit, in der die Menschen so sehr im Einklang mit der Natur lebten, dass sie alles, was in ihrer Umwelt geschah, unmittelbar zu spüren bekamen. Weil es kein festes Dach über dem Kopf gab, war man jedem Regenschauer, jedem Gewitter auch und jeder Sonnenstunde unmittelbar ausgesetzt. Natürlich auch den kalten Nächten und den Phasen extremer Trockenheit.
Menschen, die so leben, wissen ganz genau, wie und wo Pflanzen wachsen, die ihnen dienlich sind. Sie wissen genau, wie Tiere sich zu welcher Jahreszeit verhalten. Und natürlich wissen sie die klimatischen Anzeichen eines Jahreszeitenwechsels viel kundiger auszudeuten als wir, die wir unsere Füsse nur noch höchst selten in die Natur setzen.
Jeder Mensch dieser frühen Zeit der Menschheitsgeschichte war sich zugleich sehr bewusst, dass die Natur über sein Wohl und Wehe, über sein Leben und Tod entschied. Jeder Blitz konnte ihn erschlagen, eine länger anhaltende Dürre in dem Gebiet das seine Herde beweidete oder das er bebaute, war eine Bedrohung seiner Existenz. Jedes Jahr mit ausgeglichenem Klima bedeutete eine Gnade.
Es ist nicht erstaunlich, dass die Menschen, die so lebten, dazu neigten, die Natur selbst anzubeten. Und so war es tatsächlich auch: Berge oder auch Flüsse oder bestimmte Tierarten erhielten heiligen Status. Man konnte sich ganzen Regionen in seiner Umgebung nur im Gestus höchster Demut nähern. In Bäumen oder auch in anderen Pflanzen waren die Götter selbst anwesend. Das Verhalten von Tieren oder auch ihr Aussehen galten als göttliche Offenbarungen.

 

II

Dann folgte eine Zeit, in der sich dies alles grundlegend ändern sollte. Die Veränderung, die ich meine, ging nicht in wenigen Jahren vonstatten, sondern es war eine Veränderung von weltgeschichtlicher Tragweite. Und für so etwas benötigt die Geschichte Zeit, ein paar Jahrhunderte vielleicht.
Am Ende der Umwälzungen, die ich meine, konnte man über Gott so denken, dass unsterblich ist und in einem unzugänglichen Licht wohnt, von dem man nicht vieles weiss, aber etwas weiss man doch: Dieses Licht befindet sich jedenfalls nicht auf dieser Welt, sondern ist uns so fern und unzugänglich wie es nur möglich ist.
Gott - das war die neue Erkenntnis, die man etwas 600 vor Christus erreicht hatte, ist kein Teil der Natur: Kein Baum, kein Berg und kein Fluss, auch kein Tier waren fortan noch heilig. Sondern der eine Gott, der allein heilig ist, das wusste man nun, ist nirgendwo in der Welt, sondern fernab von allem, was vergänglich ist: in einem unzugänglichen Licht!

III

Und genau in dieser Erkenntnis lag die weltgeschichtliche Revolution: Denn nun konnte man viel unbefangener auf die Natur blicken als man es je zuvor getan hatte. Ein Baum war nun ein Baum, mehr nicht, weniger aber auch nicht. Er musste nun nicht mehr angebetet werden, sondern konnte ohne jede Scheu gehegt und gepflegt werden. Und sofern man Brennholz oder Bauholz brauchte, konnte man ihn ohne Umschweife auch fällen und verarbeiten.
Für die Menschheit war das ein Segen, denn nun konnten die Leute sich in der Natur unbefangen bewegen, sie auch unbefangen zu ihren Gunsten verändern und sie sich ohne Rücksicht auf irgendwelche Götter auch zu Nutze machen.

IV

Später, viel später, sollte diese Befreiung auch zu den naturwissenschaftlichen Errungenschaften führen, von denen wir alle heute zehren. Aber dafür, dass man der Natur und den Gesetzmässigkeiten, nach denen sie funktioniert, auf die Schliche kommen konnte, musste sie zunächst entzaubert werden. Alle Götter und alle magischen Elemente mussten aus der Natur ausgetrieben werden.
Erst danach waren wir Menschen dazu befreit, sie völlig unvoreingenommen zu untersuchen. Ein aufziehender Sturm beispielsweise ist für uns heutige nichts weiter als die Folge einer Wetterlage, bei der ein Hoch- nahe bei einem Tiefdruckgebiet liegt. Die Druckunterschiede werden sodann durch die Bewegung von Luftmassen ausgeglichen.

V

War das für Hiob auch schon so? Ein Sturm hat das Haus, in dem seine Söhne und Töchter ein Fest feierten, zum Einsturz gebracht. Sie haben das ganz offenbar nicht überlebt.
Ein Mann verliert seine Kinder durch den Druckausgleich zwischen einem Hoch- und einem Tiefdruckgebiet. Würde dieser Mann, würde Hiob sagen, dass das eine angemessene Erklärung für sein Leid ist? Ich denke - nein - das würde er so nicht sagen.
Und das ganze Buch Hiob ist eigentlich ein Zeugnis dafür, dass diese Erklärung in so einem Fall nicht ausreicht.
Heute ist das nicht anders, und deshalb ist das Hiob-Buch bis in die Gegenwart ungebrochen aktuell.
Niemand, der seine Tochter oder seinen Sohn bei einem Autounfall verliert, würde sich damit zufrieden geben, wenn man ihm erklärte, es habe eben kinetische Kräfte gegeben, die beim Aufprall des Autos auf eine Mauer so stark waren, dass der kindliche Organismus das nicht überleben konnte. Natürlich ist eine solche Erklärung nicht falsch. Aber sie reicht eben nicht aus. Denn über die rein naturwissenschaftliche Erklärung hinaus werden die Eltern fragen, warum das passiert ist. Sie werden wissen wollen, ob das, was da geschehen ist, irgendeinen Sinn macht. Und sie werden wissen wollen, ob der Schmerz, den sie nun ohne Unterlass spüren, jemals wieder aufhört. Niemals wird dazu die Auskunft zu den kinetischen Kräften, die während des Unfalls aufgetreten sind, ausreichen.
So ist es heute noch, so war es bei Hiob schon. Der Sturm, durch den er seine Kinder verloren hat, ist für ihn eben nicht nur das Resultat eines Luftmassenaustauschs gewesen, sondern für ihn war es darüber hinaus auch ein Ereignis, das aus einer Wette zwischen Gott und dem Teufel resultierte.

VI

Lassen Sie mich noch ein anderes, weniger trauriges, ja vielmehr glückliches Beispiel aufrufen, das fast jeder von uns kennt und das auch mit der Nachkommenschaft von Eltern zu tun hat.
Wenn einer Familie ein Kind geboren wird, dann ist das nicht bloss ein Ereignis von naturwissenschaftlicher Tragweite. Natürlich ist es richtig, dass die Verschmelzung von Ei und Samenzelle der Ausgangspunkt für Zellteilungen der daraus entstehenden Zygote ist, die später zum Embryo und dann zum Kind führt. Aber eine solche Erklärung reicht kaum aus, um das Glück und die Gnade zu erklären, die Eltern bei der Geburt ihres Kindes empfinden.
Es ist dabei doch eine Dankbarkeit im Spiel, die durch den rein naturwissenschaftlichen Vorgang des embryonalen Wachstums nicht erklärt werden kann. Niemand jedenfalls richtet seinen Dank in einem solchen Moment an die Gesetze der Zellteilung. Ein Dankgebet in Richtung Himmel wird schon viel eher ausgesprochen.
Also doch? Ist Gott, ist der Heilige, der im unzugänglichen Licht wohnt, doch gegenwärtig in der Welt? Da wo ein Kind geboren wird, oder da wo Hiobs Kinder unter einem zusammenbrechenden Haus sterben?

VII

Ich bringe ihnen hier den Nachweis der Vorsehung Gottes in der Anatomie einer Laus. Diesen Ausspruch hat der 1638 geborene niederländische Naturforscher Jan Swammerdam getan, nachdem er einige damals bahnbrechende Entdeckungen bei seiner Insektenforschung gemacht hatte. Swammerdam war einer der ersten Forscher überhaupt, der ein Mikroskop für seine Forschung einsetzte. Und was er da unter den Vergrösserungsgläsern sah, war für ihn und die Welt offenbar ganz unerwartet: Selbst diese kleinsten der damals bekannten Lebewesen waren wohl organisiert. Sogar der Körper einer Laus war zweckmässig eingerichtet. Die einzelnen Teile dieses winzigen Tieres stimmen alle so zusammen, dass es Swammerdam wie ein Wunder vorkommen musste. Die Welt, so hat er es sich offenbar gedacht, ist so fabelhaft aufgebaut, dass ihre Gesamtordnung sich selbst an den Insekten ablesen lässt, deren phänomenaler Körperbau das Weltgesetz insgesamt abzuspiegeln schien.
Und hinter dieser grossartigen Wohlordnung der gesamten Welt, so war das Empfinden des Niederländers, muss sich so etwas wie ein wunderbarer Plan befinden, entworfen von Gott selbst.

VIII

Einen solchen Plan hat offenbar auch der Apostel Paulus im Sinn, wenn er folgende Zeilen in seinem Brief an Römer schreibt:

Denn was von Gott unsichtbar ist, seine unvergängliche Kraft und Gottheit, wird seit der Erschaffung der Welt mit der Vernunft an seinen Werken wahrgenommen.

Wer Augen hat zu sehen, der schaue nur hin, heisst das doch: Wenn ihr das Wunderwerk der Welt nur richtig anschaut, werdet ihr mit Eurer Vernunft erkennen, dass dies dem Plan eines Schöpfergottes folgt. Anders kann es gar nicht sein! Paulus und Swammerdam hätten sich vermutlich ganz gut verstanden.
Gott muss also - wenn das stimmen sollte - tatsächlich irgendwie in der Welt wirken können, irgendwie gegenwärtig sein, nicht nur in Form von Schicksalsschlägen und von Glücksmomenten, sondern auch in der Ordnung der Welt selbst.

IX

Aber stimmt es denn, was Paulus und Swammerdam da behaupten? Lässt sich das für einen Schüler der 1. oder 2. Oberstufe heute noch nachvollziehen? Ja und Nein.
Auf den ersten Blick nur schwer nachvollziehen lässt es sich, weil es eine Erklärungsweise für - um bei dem Beispiel zu bleiben - den Körperbau einer Laus gibt, die ganz ohne den Gedanken Gottes auskommt. Sie alle kennen das: Seit Darwin wissen wir, dass kein Plan hinter der Evolution der Arten steht. Sondern ein reiner Zufall aus dem dann Notwendigkeiten folgen: In der Natur gibt es immer wieder zufällige und völlig planlose Mutationen. Sobald dadurch ein neuartiges Lebewesen entsteht, das zu gegebener Zeit und an gegebenem Ort dadurch einen Vorteil gegenüber anderen Arten hat, wird es notwendig überleben und sich fortpflanzen können. So einfach ist es, die Entstehung der Laus zu erklären. Kein Gott und kein göttlicher Masterplan sind dazu nötig. In der Welt ist also, wenn man sie so anschaut, kein Gott zu finden.

X

Und doch kann man die Natur und die ganze Welt zugleich so anschauen, dass man Gott dort findet. Vermutlich können wir ihn überhaupt nur dort finden: In der Welt, in anderen Menschen, die sich uns liebevoll zuneigen auch, in der Geburt eines Kindes, durch die uns wieder einmal klar vor Augen geführt wird, dass all das Leben auf der Welt und auch unser eigenes Leben ein Wunder und ein Geschenk sind. Man kann Gott vielleicht auch in den Momenten finden, in denen wir von einem Naturschauspiel überwältigt sind, aber eben auch dann, wenn wir auf der Suche nach einem Sinn für ein grosses Unglück sind, dann wenn uns die Seele schmerzt und unser Herz vor Trauer oder Wut aufgefressen wird. Im letzteren Fall erscheint Gott so, wie er auch dem Hiob erschienen ist: nämlich mit einer teuflischen Seite in sich.

XI

Gott ist in all diesen Fällen für uns gegenwärtig, obwohl wir ihn nicht sehen können. Aber er erscheint als diejenige Macht, die der Welt ihre Ordnung und ihren Sinn gegeben hat oder die uns ein Unglück erfahren lässt, dessen Sinn wir einfach nicht durchschauen.
Das alles widerspricht den naturwissenschaftlichen Erklärungen für die Verhältnisse in der Welt nicht. Es ist vielmehr so, dass lediglich zwei unterschiedliche Perspektiven auf dieselbe Sache eingenommen werden: Ein frisch verliebtes Paar kann sich seine Liebe selbstverständlich als einen Rausch der Hormone erklären. Will es den Sinn der Liebe erfassen, werden aber andere Erklärungsmuster zu Rate gezogen werden: Man kann dann von einem Zufall oder von Glück sprechen oder vielleicht auch von Gottes Gnade, die sich in der Liebe äussert.

 

XII

Paulus beklagt, dass die Menschen um ihn herum zu wenig Gebrauch machen von dieser Sicht auf die Welt. Von einer Sicht, in der wir nach dem Sinn der Dinge fragen und dadurch auch das Wirken Gottes in der Welt bemerken.
Wir verfallen, das ist die Diagnose des Paulus, mit unseren Herzen dem Nichtigen und behaupten dann auch noch, weise zu sein. So war es ganz offenbar damals schon, so ist es ganz sicher heute noch.
Man kann das an sich selbst beobachten. Wenn wir morgens aufstehen, kreisen unsere Gedanken um diejenigen Dinge die erledigt werden müssen: Wäsche waschen, Haus aufräumen, Hund ausführen, der Arbeit nachgehen, mit dem Geschäftspartner telefonieren, die Kinder ins Ballett fahren, die neuesten Corona-Nachrichten lesen und vieles weitere mehr. Die Tage sind voll davon. Sie vergehen einer nach dem anderen. Unser Leben besteht im Schnitt aus lediglich 4200 Wochen Zeit. In wie vielen davon halten wir für bloss einmal inne und fragen uns, was der Sinn all unseres Treibens ist, was der Sinn der Welt ist, die wir jeden morgen aufs Neue vor uns haben?

XIII

Die Sinnfrage ist uns so selten in den Gedanken und auf unseren Lippen, weil wir so sehr beschäftigt sind mit den Dingen, die uns gerade einnehmen: Kleine Dinge, Nichtigkeiten eigentlich, die uns aber doch jeden Tag in Atem halten.
Erst wenn die Sinnfrage gestellt wird, werden all die Sorgen um die kleinen Dinge als das erkannt, was sie sind: Kleinkram, Nichtigkeiten. Und erst wenn die Sinnfrage gestellt wird, kommen ganz andere Dinge in den Blick, die wir zuvor gar nicht wahrgenommen haben: Der Dank für unser Leben, das Staunen über die wunderbare Welt, in der wir leben dürfen. Die Verzweiflung auch über die Wunden, die uns über die Jahre zugefügt worden sind und die aus unserer Seele einfach nicht verschwinden wollen.
Und erst wenn man Sinn und Geschmack an solchen Fragen gefunden hat, ist man auch bei Gott. An seinen Werken, an der Welt selbst ist er erkennbar, wie Paulus sagt. Man muss die Welt dafür aber so anschauen, dass er als derjenige sichtbar wird, der er ist: Der Schöpfer aller Dinge und der Schöpfer auch meines Lebens und der Sinn- und Taktgeber allen Daseins.


Amen